Der Anbau von Öllein ist eine sensible Angelegenheit – das wissen wir spätestens seit unseren ersten eigenen Erfahrungen hier in der Rhön, auf dem Biohof Schottdorf.
Seit 2015 bauen wir Öllein an – zunächst konventionell, heute natürlich in Bio-Qualität. Was auf dem Feld zart und zurückhaltend wirkt, entpuppt sich in der Praxis als anspruchsvolle Kultur: Der Öllein reagiert empfindlich auf Wetter, Konkurrenzpflanzen – und sogar auf sich selbst.
Wenn er zu dicht gesät wird, verfilzen die feinen Stängel schnell. Wird er zu locker gesät, hat das Unkraut leichtes Spiel. Auch starke Niederschläge in der Blütephase machen ihm zu schaffen. Das stellt uns als Bio-Betrieb regelmäßig vor Herausforderungen – denn chemische Hilfsmittel kommen für uns nicht in Frage.
Fruchtfolge mit Weitblick
Wegen seiner Empfindlichkeit gegenüber bodenbürtigen Krankheiten darf Öllein auf demselben Schlag nur alle 6 bis 8 Jahre angebaut werden. In dieser Zeit braucht der Boden Ruhe – idealerweise mit Getreide, Kleegras oder Hackfrüchten dazwischen.
Für uns bedeutet das: gut planen, Flächen gezielt wechseln und die Fruchtfolge langfristig im Blick behalten. Trotzdem passt Öllein gut in unseren Rhythmus – als auflockernde Kultur zwischen den großen Hauptfrüchten.
Technisch fordernde Ernte
Die Ernte des Ölleins ist technisch besonders anspruchsvoll. Die faserigen Stängel erschweren den Drusch: Das Schneidwerk des Mähdreschers muss scharf und exakt eingestellt sein. Ist das nicht der Fall, stopft es schnell – und dann heißt es: anhalten, aufsteigen, freimachen.
Auch das Zeitfenster ist eng: Die Kapseln dürfen nicht zu lange stehen, sonst springen sie auf und der Samen fällt aus. Zu früh geerntet bedeutet unreifer Ertrag. Man braucht also Geduld, Erfahrung und ein Gespür für Wetter und Reife.
Warum wir ihn trotzdem anbauen
Trotz aller Herausforderungen bauen wir den Öllein gern an. Er ist eine heimische Eiweiß- und Omega-3-Quelle, bringt Farbe aufs Feld und hat für uns auch emotional einen Platz – er gehört einfach dazu.
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